Eröffnung eines Pop Up Shops zum Thema Fast Fashion und dessen Auswirkungen auf unsere Umwelt, unsere Mitmenschen und auf uns Selbst. So erreichen wir die, die das System durch ihren Konsum unterstützen und zeigen ihnen Möglichkeiten für ein anderes Handeln auf.

Worum geht es?
Um den Kleider-Kollaps zu verhindern, müssen wir uns von Fast Fashion verabschieden. Damit tun wir nicht nur der Umwelt einen Gefallen, sondern auch uns selbst. Während der neurologische Kick beim Kaufen sehr real ist, stellt sich bei immer mehr Konsument*innen durch die Anhäufung all dieser Kleidung eine zunehmende mentale Erschöpfung ein. Das System ist defekt und immer mehr Personen sind bereit für Veränderung.

Dort wollen wir mit unserem Projekt “Future for Fashion” ansetzen. Die Aufklärungsarbeit im Modesektor von verschiedenen Initiativen, Akteur*innen und kleinen Modelabels, die sich gesagt haben “Wir wollen anders Handeln” und oft am Rand der gesellschaftlichen Sichtbarkeit agieren, bringen wir mitten in die Einkaufsstraße und geben ihnen dort für zwei Monate eine Bühne.

Eine Schnittstelle im Herzen des Konsums. Einen Pop Up Shop im Zentrum Nürnbergs. Wir schaffen einen Raum auf Zeit, um mit den Menschen, die sich bisher nicht über die Auswirkungen ihres Kaufverhaltens informiert haben, in Kontakt zu kommen und ihnen mehr über das Vorgehen der Modeindustrie aufzuzeigen. Ohne erhobenen Zeigefinger, nicht zurechtweisend von oben, sondern mit den Konsument*innen zusammen, kommen wir an die Informationen, Werkzeuge, Fähigkeiten und Netzwerke, die uns befähigen aus eigener Motivation heraus anders zu Handeln.

Denn die weltweite Textilproduktion hat sich seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt. Deutsche Verbraucher*innen kaufen jährlich 10 Kilogramm neue Kleidung. Mit dem wachsenden Textilkonsum in Industrieländern wachsen die Umweltfolgen in den Herstellungsländern.

Fast Fashion hat hierbei die Textilproduktion nachhaltig verändert: was heute auf den Laufstegen in New York, Paris oder Mailand präsentiert wird, ist innerhalb weniger Tage als preiswerte Kopie in den Einkaufsmeilen unserer Städte zu finden. Bis zu 24 Kollektionen bieten Marktführer wie „Zara“ und „H&M“ jedes Jahr an. Ein schnelles Geschäft mit Risiken und Nebenwirkungen: der Natur werden Unmengen an Rohstoffen entzogen, Umwelt und menschliche Gesundheit nehmen langfristig Schaden.

Das Prinzip Fast Fashion bestimmt unseren Umgang mit Kleidung: wie wir diese wahrnehmen, was wir anziehen und wie lange wir etwas tragen. Jeder Deutsche kauft etwa 60 neue Kleidungsstücke pro Jahr und trägt diese halb so lange wie vor 15 Jahren. Dabei sind die Kleiderschränke bereits voll. Weil Mode so günstig ist, ist sie zur Wegwerfware verkommen: Die Trends von heute sind der Müll von morgen.

Die Art und Weise, wie Kleidung hergestellt, genutzt und entsorgt wird, bedarf einer Generalüberholung. Modemarken müssen qualitativ hochwertigere Kleidung produzieren, die langlebig, reparierbar, von weiteren Personen tragbar und am Ende vollständig kreislauffähig ist. Dafür sind neue Geschäftsmodelle gefragt, die diese Veränderungen befördern und entsprechende Systeme in der Herstellung, im Handel, bei Dienstleistungen, für die Wiederverwendung und im Recycling entwickeln, die auch ein verändertes Verhalten von Konsument*innen unterstützen. Eine wirklich nachhaltige Modebranche muss sowohl den Kreislauf schließen, als auch dessen Tempo reduzieren.

Wenn es uns gelingt, Kleidung zu schätzen, mit ihr pfleglich umzugehen, sie zu reparieren, sie anders zu kombinieren oder auch mal mit Freunden zu tauschen, dämmen wir die Kleiderflut ein und tragen dazu bei, die Modebranche fit für die Zukunft zu machen. Dafür geben wir anderen Projekten Raum, um sich mit den Besucher*innen über Mode auszutauschen, aufzuklären und selbst kreativ zu werden. Es wird in verschiedensten Formaten ein anderes Handeln erlebt werden können, ob bei der Kleidertauschbörse, der Up-cycling Werkstatt, dem SecondHand Laden, dem Repaircafe, einem Diskussionspannel, Filmabenden oder den Fair Fashion Touren. Für die weltweite Kampagne Fashion Revolution sind wir Botschafter*innen für die Region Franken und möchten auch diese mit Hilfe des Pop up Shops weiter verbreiten.
Was sind unsere Ziele?
Wir wollen die Neugier der Konsument*innen wecken. Ein Shop poppt auf, mitten in der Stadt, es gibt Programm, es ist immer was los, zwei Monate lang. Das Shopkonzept spricht mit seinem Design, Grafiken und Plakaten irritierend laut an und spült die Menschen während ihrer Einkaufstour in den Pop up Shop *Fashion for Future*.

Wir wollen aufklären, indem wir die Aufmerksamkeit der Konsument*innen durch plumpes in den Laden locken auf die Textilindustrie lenken und diese hinterfragen. Mit Infografiken, Filmen und Fakten werden wir die Auswirkungen des exzessiven Konsums veranschaulichen und gleichzeitig einen Weg hinaus aufzeigen. Es muss die Notwendigkeit eines anderen Handelns erkannt und dieses in die Mitte der Gesellschaft getragen werden! Wir möchten zeigen, dass ein Umdenken keinen Verzicht darstellen, sondern einen Gewinn!

Wir wollen Alternativen aufzeigen. Dafür machen wir sichtbar, was es an Möglichkeiten des anderen Handelns schon gibt. Unterschiedlichen Macher*innen aus der Stadt wird Raum für ihre teils schon etablierten Projekte, Formate und Labels gegeben, wie beispielsweise die von YAR, Trikotesse oder Vinty‘s. Durch ihr Engagement wird Zukünftiges Realität und somit erlebbar, unter anderem mit einem textilen Repaircafe, Workshops, Tauschaktionen, Leihmöglichkeiten, Second Hand und Fairen Labels.

Wir wollen Vernetzen. Während der Planungsphase werden wir die lokalen Akteur*innen der nachhaltigen Modeindustrie, wie Initiativen und Vereine, die sich mit dieser Thematik beschäftigen, zu einem Treffen einladen. Zum einem, um sie in den Pop up Shop einzubeziehen und zum anderen, um einem Textilstammtisch nach dem „Berliner Modell“ zu etablieren. Damit möchten wir ein Netzwerk schaffen, dass sich gegenseitig motiviert, bei Fragen unterstützt, Wissen teilt, gemeinsame Lösungen findet und sozialen Rückhalt gibt.

Wir wollen es weitertragen. Auf der lokalen Ebene mit einem Multiplikator*innenenabend, den Fair Fashion Tours durch Nürnberg/Fürth und als Ausstellungsformat. Auf der bundesweiten oder gar internationalen Ebene durch das Sichtbarmachen der globalen Protestbewegungen FashionRevolution. Aus diesem Grunde haben wir den Zeitraum des Pop up Shop „Fashion for Future“ genau um den 20. April gewählt, da dies der Gedenktag für Rahna Plaza ist und somit den Mittelpunkt der Fashion Revolution Week darstellt. Und ganz im Allgemeinen mit der Aufforderung zur Nachahmung durch Veröffentlichung und freien Nutzung der Konzepte auf Basis eines Wikis.
Wer ist unsere Zielgruppe?
Erwachsene 19 – 69 Jahre,
Medien,
regionale Akteure
Wie ist das Projekt lokal und regional verankert?
Die Anschlussfähigkeit des Projekts *Fashion for Future* wird dadurch gewährleistet, dass die für den Pop up Shop erarbeiteten und während der Bespielungsphase entstandenen Informationsmaterialien, Ausstellungsstücke und Bildungsformate weiter in die Gesellschaft „reisen“ und frei verfügbar sein werden. *Fashion for Future* soll als eine Wanderausstellung in die Schulen, Stadtteilläden und Kulturzentren in Nürnberg und der Region gehen. Somit können wir auf lokaler Ebene die Menschen nachhaltig erreichen.

Desweiteren gibt es für die Lehrer*innen, Pädagog*innen, Erzieher*innen und Kulturschaffende Multiplikator*innenenabende, an denen nicht nur das aufbereitete Wissen, sondern auch die lokalen Akteur*innen der Modebranche und die Alternativen in der Metropolregion aufgezeigt werden. Zusätzlich wird Ihnen ein Paket des anderen Handelns mit an die Hand gegeben. Darin befinden sich Hintergrundinformationen der Modebranche, der Second Hand Guide, Anleitungen „Wie veranstalte ich einen Kleidertausch?“, offene Textilwerkstätten, Umsonstläden, Termine der Repaircafes und des Textilstammtisches.

„Wo kann ich stylische öko-faire Klamotten kaufen? Welchen Textilsiegeln kann ich wirklich trauen? Und was kann ich mit Kleidung machen, die ich nicht mehr trage?“ Diesen und vielen weiteren Fragen geht die Fair Fashion Tour nach.
Neben modernen, ökofairen Läden wird auch bei jungen Designer*innen und Modelabels Halt gemacht. Second Hand Shops, Concept- sowie Pop Up Stores gehören zum Programm dazu. Natürlich wird bei der Tour auch darüber gesprochen, warum ein Umdenken beim Textilkonsum Sinn macht. Was passiert mit ausgedienten Kleidungsstücken? Und ist Baumwolle besser als Polyester?“
Die Tourguides zeigen dir, wo und wie nachhaltiger Kleidungskonsum in Nürnberg möglich ist. Während des Projekts Fashion for Future soll die Tour einmal die Woche und nach Beendigung einmal im Monat stattfinden.

Ein weiteres nachhaltiges Element unseres Projektes ist der Ausbau und die Stärkung der schon bestehenden Netzwerke vor Ort. Durch die Etablierung eines Textilstammtisches der, falls er angenommen wird, einmal im Quartal stattfinden soll, wird die regionale Modeszene unterstützt. Sowie den Ausbau der digitalen Vernetzung, diese soll jederzeit und langfristig genutzt werden können, gerade um Wissen auszutauschen, weshalb sich ein Wiki hierfür anbietet. Mit einer gemeinsamen genutzten Datenbank können wir beispielsweise an schon bestehende Strukturen des Verbundes offener Werkstätten andocken.
Worin liegt die Innovation unseres Projektes?
Mit hippen Grafiken, auffordernden Slogans und unschlagbaren Preisen locken wir Menschen in unseren Pop Up Shop der Alternativen mitten in der Innenstadt. Klassisches Marketing für ernsten Inhalt, geballtes Wissen und kritisches Denken im Herzen des Konsums.

In einem aufwändig gestalteten Schaufenster hängt ein Designerkleid eines hier ansässigen Labels, groß Beworben für 43,- Euro. Wie kann das sein? Schnäppchen? Glück? Oder einfach ne Aktion von denen? Egal, rein, denn der Preis ist heiß.
Bei der Dame am Tresen wird nachgefragt. Und es ist tatsächlich so, denn für 30,- Euro bekommen Sie den Stoff, für 6,- den Schnitt und für einen Beitrag von 7,- die Stunde können Sie die offene Werkstatt nutzen, um sich Ihr Kleid selbst zu nähen. Oder sie kaufen es fertig für 235,- Euro, bzw. können es sich auch für 15,- im Monat leihen. Warum? Wieso kostet es fertig soviel mehr? Und wie funktioniert das mit der Werkstatt oder dem Leihen? Die Dame am Tresen klärt gerne auf. Im Laden selbst finden Sie noch einiges anderes vor. Mehrere Bereiche an denen sie sich über die textile Lieferkette, wie Fasern und deren Anbau, Stoffherstellung, Veredelung, Konfektion uvm. informieren können. Gleichzeitig werden Alternativen skizziert und können zudem direkten ausprobiert werden, ob reparieren, upcyceln, diy|dit, tauschen, leihen, Second-Hand oder bewusstes kaufen. Ein Aufwecken ohne rütteln und Geschrei, stattdessen mit einen Blick in die Zukunft.

Und da wir jetzt schon von der Zukunft sprechen ist uns eines der wichtigsten Elemente dieses Projektes die Verwendung Commons basierender Muster und Werkzeuge. Die Vernetzung mit regionalen und bundesweiten Akteur*innen, wie die großzügige Weitergabe von Wissen, soll mit OpenSource Software und einem Wiki umgesetzt werden. Da in diesem Projekt Konzepte, Bildungsmaterialien, Texte, Grafiken, Bildmaterialien, Finanzierungsmodelle uvm. entstehen, kann damit angefangen und das Wiki gefüllt werden, um diese direkt darüber mit Multiplikator*innen teilen zu können. Die Veröffentlichung und Bereitstellung von Wissen soll Schulen, Vereinen oder auch konventionell arbeitenden Unternehmen zum Mitmachen, Nachahmen und Umdenken animieren. Wir brauchen mehr Projekte wie dieses, die die schönen Bilder des anderen Handelns in die Welt hinaus tragen! Wir brauchen Möglichkeitsräume, wie Offene Werkstätten, in jedem Stadtteil und Alternativen, wie Tauschläden, an jeder Ecke. Auf eine bunte Zukunft, träumen explizit erlaubt.
Wer sind wir?
Seit 2013 ist Quellkollektiv e.V. eine Plattform für gelebte, zukunftsweisende Formen der Arbeit und des Miteinanders, sowie soziale und soziokulturelle Projekte in den Bereichen Stadtentwicklung, Ökologie, Kunst, Kultur und Bildung. Das Quellkollektiv ist ein gemeinnütziger Verein von rund 100 Kreativ- und Kulturschaffenden aus dem Raum Nürnberg. Mit den Grundsätzen der Toleranz, Solidarität und Nachhaltigkeit bildet das Kollektiv ein Netzwerk zum gemeinsamen Arbeiten und Austausch in verschiedenen Projekten. Wir sind als Impulsgebende zu verstehen und schaffen Räume für uns und für andere. Zum Beispiel unser Pilotprojekt Heizhaus.

YAR
Ein Label, dass sich auf die Suche nach Alternativen gemacht hat. Von Slowfashion bis zu Veranstaltungsformaten, mit denen Sie Möglichkeitsräume schaffen, Wissen über Handwerk und Textilien vermitteln und ein bewusstes Konsumverhalten fördern. Ein Experiment aus Bildung, Workshops, Schnitt, Stoff, Einzelstücken und Kollektion.
Laufzeit der Förderung
4 Monate
Höhe der Förderung
49 350,00 EUR

Nachhaltigkeitsziele

  • SDG 12: Nachhaltige Konsum- und Produktions­muster sicherstellen
  • SDG 13: Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen
  • SDG 4: Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten Lebenslangen Lernens für alle fördern
  • SDG 8: Dauerhaftes, breiten­wirksames und nachhaltiges Wirtschafts­wachstum, produktive Voll­beschäftigung und menschen­würdige Arbeit für alle fördern