Handwerk für morgen - Schüler*innen entwickeln nachhaltige Produkte aus regionaler Wolle

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Land schreibt Zukunft

Halle 36 e. V.

14542 Werder, Brandenburg

www.klimawerkstatt.info

Mit „Handwerk für morgen“ begreifen Schüler*innen die Produktionskette vom Schaf zum Wollprodukt. Sie lernen verschiedene Handwerkstechniken und regionales Wirtschaften kennen. Sie erproben sich in einer Schülerfirma und entwickeln eigene Ideen.

Worum geht es?
In Brandenburg werden Schafe zur Pflege der Kulturlandschaft und Beweidung von Grünflächen gehalten. In kleinem Umfang spielen auch (Lamm-) Fleisch und Felle eine Rolle. Dagegen ist die Wolle der Schafe ein Abfallprodukt, welches zumeist nicht mehr verwertet wird, da es mit der Importware aus Übersee nicht konkurrenzfähig ist. Die Rohwolle ist ein regionales, ökologisches, nachhaltiges und hochwertiges Produkt und steht kostenlos zur Verfügung. Sie ist unser Ausgangsmaterial.

Entlang der gesamten Wertschöpfungskette können die Kinder die einzelnen Schritte aktiv mitvollziehen: Aufzucht der Tiere, Arbeit mit einer Schafherde, Schafschur, Wollqualitäten, Rohwolle reinigen, kardieren, spinnen, Färbematerial sammeln, Wolle färben, designen, filzen, nähen, stricken, häkeln, knüpfen, vermarkten. Sie können selbst Hand anlegen, verschiedene handwerkliche Techniken und Berufe kennenlernen. In einer Reihe von Projekttagen/Workshops oder einer außerschulischen AG entdecken und erproben die Schüler*innen ihre handwerklichen Fähigkeiten, lernen eigene Vorlieben kennen und können ihre eigene Gestaltungskraft einbringen.

Da zum nachhaltigen Handwerk auch die Entwicklung attraktiver Produkte, Kalkulation, Vermarktung und der Umgang mit rechtlichen Rahmenbedingungen gehören, soll dies im Rahmen einer Schülerfirma ausprobiert werden. Parallel dazu sollen die Schulkinder durch Gespräche mit jungen Unternehmer*innen aus dem ländlichen Raum verschiedene Berufe kennenlernen und mit ihnen über Chancen und Risiken nachhaltigen Wirtschaftens diskutieren.

Einen internationalen Bezug erhält das Thema, wenn es um die Frage fairer Produktion und um Konsumgewohnheiten geht. Kinder und Jugendliche setzen sich über ihren Kleidungsstil mit der eigenen Identität und Zugehörigkeit zur Peer Group auseinander und probieren verschiedene Rollen aus. Qualität und Nachhaltigkeit spielen dabei meist eine geringere Rolle als modische Aktualität und Preis. Die sinnliche und praktische Beschäftigung mit der Herstellung von textilen Wollprodukten ermöglicht ihnen eine Wertschätzung des Handwerks und einen kritischen Blick auf die sozialen und ökologischen Bedingungen der Textilproduktion in Ost-Asien und einen Impuls, ihr eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen.
Was sind unsere Ziele?
Wir möchten erreichen, dass junge Menschen Vorbilder finden und eigene Ideen für nachhaltigen Konsum entwickeln. Zudem sollen sie verschiedene Möglichkeiten kennenlernen, wie sich zeitgemäß alternative Arbeits- und Lebensformen im ländlichen Raum verwirklichen lassen. Im Projektzeitraum wollen wir vier Produkte für den Einsatz in Schulen, in der Ganztagsbetreuung und in außerschulischen Bildungseinrichtungen erarbeiten:

1. Eine Handreichung für Lehrende für den Einsatz im Unterricht (BNE, fachübergreifend) und/oder zur Durchführung von Projekttagen mit Schulkindern ab ca. 10 Jahren (Grundschule: ab Klasse 4; weiterführende Schulen: ab Klasse 7).
Modul 1: Schafzucht (Infos über altes Handwerk), Naturmaterial Wolle (Infos, Eigenschaften), Schritte der Rohstoffgewinnung und Bearbeitung (scheren, sortieren, waschen)
Modul 2: Farben gewinnen aus Naturmaterialien, Färbepflanzen sammeln, Wolle färben, handwerkliche Verarbeitung: Kämmen/Kardieren, Spinnen
Modul 3: Handwerkliche Techniken: Weben, Filzen, Häkeln, Stricken, Knüpfen
Modul 4: Altes Handwerk neu beleben: Gespräche mit Handwerker*innen und Freiberufler*innen (Züchter*innen, Textildesigner*innen), die ihr Unternehmen im Dorf (neu) angesiedelt haben sowie Ideenentwicklung, Produkte, Märkte (Beitrag zur Berufsorientierung)

2. Aufbau einer Schülerfirma (in Zusammenarbeit mit Junior-Schülerfirmen), die sich mit der Herstellung und Vermarktung von Wollprodukten befasst (im lokalen Raum, z.B. regionale Märkte, Schulfeste). Dabei setzen sich die Schüler*innen mit vielseitigen Themen auseinander, wie Konzeption, Finanzen, Vermarktung, Kooperation, Design, Produktion. Es werden konkrete Fähigkeiten erkannt, ausprobiert und reflektiert. Gespräche mit Fachkundigen (Gründerforum, Handwerker*innen…) ergänzen die eigenen Ideen.

3. Gemeinsam mit den Schüler*innen sollen jeweils zwei Materialkisten zu Modul 1, 2 und 3 entstehen, die von Lehrenden beim Verein Halle 36 e. V. ausgeliehen werden können. Sie sollen altersgerechte Werkzeuge, Materialien, Anleitungen und Werkstücke für Kinder und Jugendliche enthalten. Diese Materialkisten stehen Schulen und Jugendorganisationen in den Bundesländern Brandenburg und Berlin zur Verfügung.

4. Eine Dokumentation mit Erfahrungen aus den ersten Projekttagen und Workshops sowie Informationen zum Thema Schülerfirma. Hier können sich auch die Partner im Projekt und weitere Personen und Initiativen zum Thema Wolle kurz präsentieren.
Wer ist unsere Zielgruppe?
Erwachsene 19 – 69 Jahre,
Generation 70+,
Kinder/Jugendliche,
regionale Akteure
Wie ist das Projekt lokal und regional verankert?
In das Projekt werden regionale Partner*innen und Handwerker*innen aus verschiedenen Berufen eingebunden. Neben schon bestehenden Kontakten wollen wir weitere Akteur*innen ansprechen und diese über den Projektzeitraum hinaus einbinden, um damit möglichst viele Kinder und Jugendliche zu erreichen:

• Wollgewinnung: Schafzüchter*in (Biohof Werder) Schäfer*in, Landwirt*in, Alpaka-Züchterin (Alpaka Erlebnisfarm „Willeminenhof“, Ulrike Winter, Groß Kreutz)
• Wollbearbeitung: Scherer*in, Färber*in, Kardierer*in, Spinner*in
• Wollveredelung: Textildesignerin (Elke Schröter), Schneider*in, Weber*in, Stricker*in, Filzer*in (Filznetzwerk Brandenburg)
• Schulen (Waldorfschule Werder), Horte, Jugendfreizeiteinrichtungen (Pferdehof Groß Briesen) in den Bundesländern Brandenburg und Berlin
• Außerschulische Bildungseinrichtungen: Institut für Nachhaltige Entwicklung und Strukturpolitik (INES e. V., Groß Kreutz), Weiterbildungsinstitut für Lehrer*innen (Lisum Potsdam), Kreisvolkshochschule Potsdam-Mittelmark, Naturpark Nuthe-Nieplitz, Klimawerkstatt Werder
• Regionale Medien, z. B. Wir sind Werder, MAZ, Potsdamer Tageblatt, Havellandverteiler
• Verlinkung auf den Websites der Projektpartner*innen und anderer regionaler Initiativen, Websites, auf denen Lehrer Unterrichtsmaterial und Anregungen suchen

Die Produkte Handreichung und Dokumentation sollen sowohl in gedruckter Form (je ca. 100 Exemplare) als auch in PDF-Form vorliegen. Sie werden über einen regionalen Verlag und auf der Homepage des Vereins Halle 36 veröffentlicht. Informationen über das Ausleihverfahren der Materialkisten werden ebenfalls in den Publikationen und auf der Homepage zu finden sein. Den Partner*innen im Projekt wird eine Verlinkung zu den Informationen angeboten, um eine möglichst große Breitenwirkung zu erzielen.
Worin liegt die Innovation unseres Projektes?
Handwerk und Handarbeiten haben nur noch wenig Raum und Bedeutung an Schulen, in der Ganztagsbetreuung und der Jugendfreizeitarbeit. Kinder mit handwerklichen Interessen und Kompetenzen kommen oft in der Schule zu kurz, obwohl diese Tätigkeiten die motorische und geistige Entwicklung von Kindern sehr unterstützen.

Zu hochwertiger Bildung gehört nicht nur die Stärkung intellektueller Kompetenzen. Vielmehr müssen auch kreative und gestalterische Fähigkeiten und Fertigkeiten wieder genügend Raum bekommen, damit junge Menschen für die Zukunft gewappnet sind.

„Das freie Gestalten mit textilen Techniken ist äußerst wichtig für die motorische und geistige Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, weil es beidhändig erfolgt, hohe Ausdauer und Geduld verlangt, strukturbildend wirkt und nicht zuletzt eine tief in unserer Gesellschaft verankerte Ausdruckssprache ist“ (Prof. Dr. Iris Kohlhoff-Kahl, Uni Paderborn, Was macht die Hand im Kopf?).

„Handwerk für morgen“ behandelt fachübergreifend wichtige Bereiche und Kompetenzen für die Zukunft und bietet einen ganzheitlichen Zugang zum Thema, da die Schüler*innen am Beispiel Wolle handwerklich tätig werden und einen kompletten Produktionsablauf erleben.

Die konzipierten Projekttage und Materialkisten können je nach Lehrplan, Klassenstufe und verfügbarer Zeit als Unterrichtsmodule variabel kombiniert werden und sind vielseitig einsetzbar. Sie bieten Lehrer*innen und Pädagog*innen einen leichten und attraktiven Zugang.

Die Schülerfirma bietet sich für die höheren Klassenstufen an. Die Schüler*innen erproben am Modell, wie sie selbst schöpferisch tätig werden können, lernen Gründermentalität kennen und entwickeln Kompetenzen, die persönlich (Hobby, Entspannung) und auch beruflich (Handwerk, Design) für sie interessant sein können.

„Handwerk für morgen“ verbindet taktiles Lernen mit beruflicher Orientierung und eigenständigem wirtschaftlichen Experimentieren in einer Schülerfirma. Viele Jugendliche bewegt die Frage: „Wie können wir ein gutes Leben führen, ohne die Natur und andere Menschen auszubeuten?“ Das Projekt eröffnet ihnen Zeit und Raum für die wichtige Auseinandersetzung mit der eigenen Zukunft und ermuntert sie eigene Wege zu finden.
Wer sind wir?
Die Klimawerkstatt ist eines von mehreren Projekten des Halle 36 e.V. Sie betreibt vier offene Werkstätten: Fahrrad/Metall, Holz, Textil und eine Elektrowerkstatt. Jeder Bereich wird von einer qualifizierten Person geleitet. Die Projektleitung teilen sich 2 Halbtagskräfte, die Erfahrung in Pädagogik, Projektleitung, Kunst und Medien mitbringen. Ca. 10 Ehrenamtliche, Künstler*innen, Pädagog*innen und Lernbegleiter*innen erweitern die Angebote.

Für Kinder gibt es die Erfinderwerkstatt, ein Kunstprojekt (Abfall) und Angebote für Kitas und Schulklassen im Textilbereich. Der Verein hat 60 Mitglieder, die sich mit unterschiedlichen Aspekten einer bewussten, nachhaltigen und inklusiven Lebensweise befassen. Viele der Mitglieder sind in anderen Initiativen und Projekten, beispielsweise der Flüchtlingshilfe, Foodsharing oder Umweltschutz, aktiv. Daraus resultieren vielseitige Kooperationen. Des Weiteren arbeiten wir mit Schulen, Jugendhilfeeinrichtungen und dem Familienzentrum Werder zusammen.
Laufzeit der Förderung
12 Monate
Höhe der Förderung
49 950,00 EUR

Nachhaltigkeitsziele

  • SDG 12: Nachhaltige Konsum- und Produktions­muster sicherstellen
  • SDG 13: Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen
  • SDG 4: Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten Lebenslangen Lernens für alle fördern
  • SDG 9: Eine widerstands­fähige Infrastruktur auf­bauen, breiten­wirksame und nach­haltige Industriali­sierung fördern und Innova­tionen unter­stützen