MarxMobil

Bild 1: Unebene Böden, Engpässe durch Baustellen Bild 2: Enge Straße, keine Bänke, hügelig, keine Radspur Bild 3: Einzige Abstellmöglichkeit: Straßenschild Bild 4: Verteilung der teilAutos, keine Station im Viertel Bild 5: Bild 6: Bild 7: Bild 8: Bild 9: Bild 10: Bild 11: Bild 12: Bild 13:

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Mobilitätskultur

ASA-FF

09130 Chemnitz, Sachsen

www.asa-ff.de

MarxMobil verändert Mobilitätskultur im Chemnitzer Stadtteil Sonnenberg und zeichnet sich durch kunstaktivistische Interventionen mit Feldforschungscharakter aus, die sich auf stadtpolitische Maßnahmen auswirken sollen.

Worum geht es?
Es geht um den Sonnenberg, eins von mehreren hügeligen Wohnquartieren in direkter Angrenzung an die Chemnitzer Innenstadt. Die hier herrschende Verkehrskultur ist durch eine lange Historie der Automobilindustrie geprägt. Schon im Sozialismus zu DDR-Zeiten galt das ehemalige Karl-Marx-Stadt als autogerechte Modellstadt. Der Sonnenberg nimmt im Gürtel um die Innenstadt eine besondere Stellung ein. Durch Jahrzehnte der entwicklungspolitischen Vernachlässigung ist die Bewohner*innenzahl stark gesunken. Ganze Straßenzüge stehen nahezu leer.

Es existieren verschiedene Hürden für umweltfreundliche Mobilität. Die Topographie erschwert z.B. die Fortbewegung mit dem Fahrrad für manche Bewohner*innen. Darüberhinaus fehlen alternative Mobilitätsangebote: Es gibt keine Radwege, und nur wenige Fahrradständer und der direkt angrenzende Hauptbahnhof ist nicht direkt mit dem ÖPNV angebunden, im gesamten Stadtgebiet gibt es kein Sozial-Ticket. Die einzigen Straßen und Wege, die den Stadtteil mit der Innenstadt verbinden, sind auch gleichzeitig sehr stark befahrene Durchgangs- und Ausfallstraßen oder durch Treppenanlagen nicht barrierefrei. Es mangelt an einer Carsharing-Station, da die Annahme besteht, dass bildungsferne und sozial benachteiligte Bevölkerungsschichten alternative Mobilitätsangebote nicht annehmen würden.

Die relative Armut der Bewohner*innen des Sonnenbergs stellt eine Chance dar, denn die damit einhergehende relativ geringe Autodichte lässt noch Raum für die Erprobung alternativer Konzepte. Damit ist der Sonnenberg ein idealer Projektraum für zukunftsweisende Feldforschung alternativer Mobilitätskonzepte.
Was sind unsere Ziele?
MarxMobil stellt sich diesen Herausforderungen auf drei Ebenen:

Auf der kulturellen Ebene führen drei Mobilitätsagent*innen in Residenz für jeweils 6 Wochen themenbezogene Interventionen im öffentlichen Raum durch. Damit regen sie auf eine spielerisch-kreative Art dazu an, Problemstellungen zu identifizieren, den Sonnenberg als Raum neu zu begreifen, die bisherigen Strukturen in Frage zu stellen und mit raffinierten Ideen zu transformieren.

Auf der partizipativen Ebene werden Aktionen, die ökologische Alternativen des Straßenbildes und der Mobilität demonstrieren, durchgeführt. Aktionen wie z.B. bench bombing oder ein parking day machen die Ziele und Visionen des Projektes für die Bevölkerung greifbar. Die Bürger*innen sollen Anregungen für eigene Aktionen erhalten, die in den Folgejahren fortgeführt werden und sich im Stadtteil verankern können. Dabei werden mögliche infrastrukturelle Lösungen erarbeitet und präsentiert.

Auf der politischen Ebene werden in Anknüpfung an die Aktionen Reflexions- und Konzeptionsforen durchgeführt. An diesen werden neben interessierten Bürger*innen Vertreter*innen von Vereinen, aus Politik und Verwaltung teilnehmen. Ergebnis der Diskussionen soll eine gemeinsame breit getragene Beschlussvorlage für den Stadtrat sein.
Wer ist unsere Zielgruppe?
Erwachsene 19 – 69 Jahre,
Politik,
regionale Akteure
Wie ist das Projekt lokal und regional verankert?
MarxMobil vernetzt sich mit lokalen Akteur*innen im Stadtteil wie dem kulturell orientierten Klub Solitaer e.V. oder dem sozialen Träger Delphin Projekte e.V., wodurch das Thema nachhaltige Mobilitätskultur Einzug in die kulturelle und soziale Vermittlung der Vereine findet. Gleichzeitig werden mit Partnern wie dem Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) und dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Expert*innen für multimodale, nachhaltige Mobilität involviert. Durch die Unterstützung des Stadtteilrates wird die breite Zivilgesellschaft angesprochen und zur Teilnahme ermuntert.

Damit bettet sich MarxMobil in den Bewerbungsprozess der Stadt Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas 2025 ein. Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig 2017: “Unsere Stadt hat in der Vergangenheit Brüche erlebt, tiefgreifende Veränderungen, aber wir haben sie gemeistert. Das prägt uns und macht Chemnitz zu dem, was es heute ist. Wir haben keine Angst vor Neuem, sondern sind, manchmal zwangsläufig, Experimentierfeld.” Wir nehmen sie beim Wort – jetzt heißt es Taten für morgen! Und das bedeutet, den diskursiven Charakter einer Stadt zu verändern – mit MarxMobil. Als Kulturhauptstadt ist eine aktive Zivilgesellschaft gefordert und auch stadtbildprägende Fragen der Mobilität werden adressiert.

Die Bespielung des öffentlichen Raumes durch die geplanten Interventionen wird durch Verwendung eines eigenen Hashtags innerhalb einer Social Media Kampagne auch in die digitale Öffentlichkeit getragen, beworben und begleitet. Darüber hinaus wird MarxMobil mit klassischen Postern und Bannern beworben. Guerillamarketing mittels sprühen des Hashtags mit Sprühkreide auf Straßen, Gehwege und Sockel der Skulptur des Marx-Kopfes in der Innenstadt komplettiert die Kampagne.

Ihre Unterstützung für das Projekt haben zugesagt:
Der Agendabeirat der Stadt Chemnitz (Kooperationsangebot)
Bernhard Herrmann, Stadtrat (Bündnis 90/Die Grünen)
Gartenutopie e.V.
Holzkombinat e.V.
Kaffeesatz e.V.
Klub Solitär e.V.
Kreatives Chemnitz e.V.
Stadtteilmanagement Sonnenberg
teilAuto e.V.
VCD Ortgruppe Chemnitz
VCD Regionalkoordinator “Wohnen leitet Mobiltät” Lorenz Heine
Worin liegt die Innovation unseres Projektes?
Die kunstaktivistische Ebene zeichnet den stark innovativen Charakter von MarxMobil aus. Der Trägerverein ASA-FF e.V. hat mit Kunstaktionen in Sachsen auf relevante Themen aufmerksam gemacht. Kunstaktionen für mehr Aufarbeitung des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) erwarben mehrere Auszeichnungen und haben den öffentlichen Diskurs in Sachsen stark geprägt.

Auch der themenzentrierte Ansatz, Netzwerke zu bilden, ist innovativ. Damit werden Schnittstellen zwischen Kultur, Zivilgesellschaft, Verwaltung und Politik gebildet und durch projektbezogene Formate (wie Anträge, Parking Day oder ähnliches) gemeinsam Ziele entwickelt. Diese Herangehensweise wurde mit dem Modellprojekt „Unentdeckte Nachbarn“ in der Region erprobt. Der Verein bekam dafür den Chemnitzer Friedenspreis und wird nun im Nachfolgeprojekt vom Bundesfamilienministerium im Rahmen eines Modellprojektes gefördert und gesondert wissenschaftlich begleitet.

Ziel des themenzentrierten Netzwerkansatz ist es, Bürger*innen auf eine leicht zugängliche und ansprechende Weise mit dem komplexen Thema Mobilität zu konfrontieren. Die Kunstaktionen ermöglichen einen emotionalen Zugang zum Thema. Anstatt theoretisch zu vermitteln, werden konkrete, fassbare Zustände geschaffen, die alternative Visionen plötzlich nicht mehr abwegig und weit entfernt erscheinen lassen. Dies ist besonders wichtig, da es bei der Verkehrswende auf das Aufbrechen von Gewohnheiten und Veränderung des Images von ÖPNV und Radverkehr ankommt.

Gerade die Verwaltung und die Politik auf kommunaler Ebene ist gedanklich in alten Diskursen gefangen, innovative Ideen sind zwar oft bekannt, es besteht allerdings die Befürchtung, dass beim Verlassen eingetretener Pfade die Bevölkerung verprellt werden könnte. Mit den Mobilitätsexperimenten starten wir einen gemeinsamen Prozess zusammen mit Bevölkerung,Politik und Verwaltung.
Wer sind wir?
Der ASA-FF fördert seit über 30 Jahren entwicklungspolitische Bildung, internationale Verständigung und neue Konzepte mit den Methoden des Globalen Lernens. Der Verein ist Knotenpunkt des globalen ASA-Netzwerkes mit über 7000 ehemaligen Stipendiat*innen des ASA-Programms und hat über 160 Mitglieder die international tätig sind. Der Verein führt verschiedene öffentlichkeitswirksame Aktionen durch, z.B. das mehrfach preisgekrönte Theatertreffen „unentdeckte Nachbarn“ und die Kunstaktionen der Grass Lifter. Diese Aktionen setzen sich für Globales Lernen und die Umsetzung der SDGs ein und öffnen neue Perspektiven für eine globale, gerechte Entwicklung. Die Projekte des Vereins wurden zwischen 2012-2016 mit fünf Preisen ausgezeichnet, u.a. 2014 mit einem Preis der Bundeszentrale für politische Bildung und 2016 mit dem Chemnitzer Friedenspreis.
Laufzeit der Förderung
12 Monate
Höhe der Förderung
49 999,90 EUR

Nachhaltigkeitsziele

  • SDG 11: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, wider­stands­fähig und nachhaltig gestalten
  • SDG 13: Beschreibung EN
  • SDG 16: Beschreibung EN