Global lernen - lokal bauen: Vom Experiment zum Trendsetter

Bild 1: nubische Lehmarchitektur im artefact-Zentrum Bild 2: attraktiv, gesund und energiesparend: Lehm im Haus Bild 3: indisches Know how beim Kuppelbau Bild 4: Das Lehmbau-Infohaus vor der Attraktivierung Bild 5: Standort des Pavillons 'nachwachsende Rohstoffe' Bild 6: der neue Filmsaal im Würfelbau 'Kraftwerk Sonne' Bild 7: Ausstellungspavillon für nachwachsende Rohstoffe Bild 8: 35 m² Raum + 35 m² Dachschräge für Dämmstoff-Demos

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Baukultur, Wohnen und Nachhaltigkeit

artefact gGmbH für globales Lernen und lokales Handeln

24960 Glücksburg, Schleswig-Holstein

www.artefact.de

Im Zentrum für nachhaltige Entwicklung, artefact, entsteht ein Film über originelle und motivierende Beispiele für 25 Jahre Technologietransfer von Süd nach Nord, um Besucher*innen selbst zu mehr Nachhaltigkeit beim Thema zukunftsfähiges Bauen, Wohnen und Heizen anzuregen.

Worum geht es?
Klimapolitisch kommt dem Bau- und Wärmesektor eine große Bedeutung zu, denn er verursacht etwa ein Drittel der CO2-Emissionen in Deutschland. Die Artefact gGmbH wird daher eine sinnvolle und notwendige Ergänzung des Bildungsangebots in Glücksburg, Schleswig-Holstein durchführen, um Handlungsmöglichkeiten auch für Hausbesitzer*innen, -bauer*innen und -nutzer*innen attraktiv darzustellen.

Im Energieerlebnispark „Powerpark“ zeigt artefact schon jetzt auf, wie lokale Energiequellen zu einer CO2-freien Strom- und Wärmeversorgung genutzt werden können. Das Thema zukunftsfähiges Bauen, Wohnen und Heizen ist zwar beim Bau des Gästehauses mit vielen originellen Beispielen unter Verwendung lokaler Ressourcen wie Holz, Lehm, Seegras und Altglas einbezogen worden, aber für die Besucher*innen des Energieerlebnisparks bislang nur eingeschränkt zugänglich.

An drei für Tagesgäste zugänglichen Standorten mit insgesamt 85 m² Grundfläche und 50 m² gestaltbarer Wandfläche soll das Themenfeld nun neu konzeptioniert und präsentiert werden. Drei Info-Stationen sollen attraktiv und aktuell für Powerpark-Besucher*innen sowie interessiertes Fachpublikum aufbereitet werden:

• Aktualisierung der Ausstellung zum Thema „Bauen mit Lehm“

• Info-Pavillon zum Thema nachwachsende Rohstoffe für nachhaltiges Bauen

• Ausstellung zum Thema Dämmstoffe

Die Dämmstoffausstellung wird 12 unterschiedliche Dämmstoffe als reale Zwischensparrendämmung mit Sichtfenstern und teilweise „begreifbar“ umfassen. Fachlich differenzierte Kennblätter zu Energiebilanzen, Wasserverbrauch u.a. Nachhaltigkeitskriterien werden erstellt und altersgerechte Infos und Demonstrationen für Schüler*innen erarbeitet.

Außerdem wird ein Film hergestellt, der originelle und motivierende Beispiele von Technologietransfer und Umsetzungen mit Akteur*innen in der Region und darüberhinaus darstellt. Das Video wird Lust machen, selber aktiv zu werden. Der Prestige-Wandel von Lehm als „Arme-Leute-Baustoff“ zum nachhaltigen und gleichzeitig angesagten Baustoff soll auch am Beispiel Seegras-Dämmung vermittelt werden. Von der Dachbegrünung als Bienenweide bis zur Fledermaus-Lodge werden zahlreiche Beispiele zu aktuellen Fragestellungen wie Artenvielfalt einbezogen.
Was sind unsere Ziele?
Nachwachsende Rohstoffe und Lehm haben meist eine hervorragende Energiebilanz bei der Herstellung bzw. Verarbeitung. Auch Wasserverbrauch, Recyclingfähigkeit und andere Aspekte sind oft besser als bei manchen „modernen“ Materialien, die nur im verbauten Zustand energieeffizient sind. Hauptziel des Projekts ist es, mit einem Film aus unterschiedlichen Blickwinkeln den Besucher*innen des Zentrums und anderen Zuschauer*innen neue und überraschende Perspektiven auf natürliche Bau- und Dämmstoffe zu eröffnen.

Dazu werden folgende Unterziele realisiert:

Ziel 1:
Der Info-Pavillon „Biomasse als Baustoff“ wird als neue Info-Station im Energieerlebnispark mit Realobjekten zu nachwachsenden Rohstoffen mit Verwendungsmöglichkeiten im Baubereich inkl. internationalen Beispielen etwa zu Bambus und Informationstafeln gestaltet und in eine Energie-Rallye für Schulklassen integriert werden.

Ziel 2:
Der Info-Bereich zu Dämmstoffen wird mit 12 Dämmstofffeldern, Info- und Fühlfeldern als Nutz- und Arbeitsraum für Schulklassen und zur Ermittlung ihres ökologischen Fußabdruckes durch Wohnen und Heizen eingerichtet.

Ziel 3:
Der veraltete, vor 25 Jahren eingerichtete Lehm-Pavillon, wird erneuert und ergänzt, z.B. mit aktuellen Fotos und einem Display, auf dem eine Präsentation läuft. Mindestens fünf Sichtfenster an Außenwänden bieten Einblick in die verwendeten Dämmstoffe, daneben sollen ergänzenden Infos eingebaut werden.

Ziel 4:
Der erstellte Film wird im Gruppenfilmraum „Energiewürfel“ bedarfsgerecht für Besucher*innen und Gruppen vorgeführt.
Wer ist unsere Zielgruppe?
Erwachsene 19 – 69 Jahre,
Kinder/Jugendliche,
Medien,
regionale Akteure,
Sonstige
Wie ist das Projekt lokal und regional verankert?
Der Film wird in einem neuen Begrüßungsgebäude für Schulklassen, Besuchergruppen etc. gezeigt werden, aber auch dem NDR sowie Schulen und anderen Multiplikator*innen innerhalb der Region und darüberhinaus kostenfrei angeboten werden.

Der Projektträger ist seit vielen Jahren gut vernetzt mit anderen Akteur*innen und Pionier*innen der Energiewende; als außerschulischer Lernort erreicht er über Mailings alljährlich alle Schulen und Jugendverbände des nördlichsten Bundeslandes. Der Energieerlebnispark und das ungewöhnliche Gästehaus werden über Fachverteiler und Werbepartner wie „anders reisen“ hinaus auch über die konventionelle touristische Werbung und Vermarktung der regionalen Tourismusagenturen beworben.

Das hier vorgestellte Projekt soll fachlich in Kooperation mit der Flensburger Fachschule für Gestaltung/Eckener Schule und pädagogisch in Kooperation mit dem Studiengang für Lehrerausbildung durchgeführt werden. Die Kontakte zur Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe und dem (1993 mitbegründeten) Dachverband Lehm werden für die Verwendung und Anpassung von Exponaten und Infotafeln intensiviert.

Die Einweihung der neuen Stationen wird über die bestehenden Kontakte zu den Medien angekündigt. Eine Eröffnungsveranstaltung in Verbindung mit einer Bau-Ausstellung unter Einbeziehung von Architekturbüros und Baustoffhändler*innen ist vorgesehen. In der Neuauflage von Flyern wird der Bereich explizit angeführt. Der Film soll über den Einsatz in anderen Schulen, auf Messen und Veranstaltungen weitere Zuschauer*innen erreichen und zusätzlich zum Besuch des neuen Ausstellungsbereichs sowie der Projekttage zu den Themen Lehmbau und Power-Rallye animieren.

Nach der Projektlaufzeit stehen die Infoangebote während der Öffnungszeiten auf dem Gelände mindestens weiteren 30.000 Tagesgästen zur Verfügung, der Film wird darüberhinaus bei externen Einsätzen, etwas auf der Messe „New Energy“ und bei anderen Veranstaltungen, eingesetzt
Worin liegt die Innovation unseres Projektes?
Die Geschichte des Zentrums selbst steht für den innovativen Charakter des Projekts. Erzählungen hiervon werden im Film einbezogen und sollen auch anderen Mut machen beim Querdenken.

So wird zum Beispiel die Entwicklungshilfe von Süd nach Nord bei artefact gefördert und ist für viele Besucher*innen sichtbar. Die viertausend Jahre alte Lehmarchitektur der Nubier wurde mithilfe indischer Fachleute beim Zentrumsbau erstmals in Nordeuropa eingesetzt. Über hier ausgebildete dänische Ingenieur*innen gelangte sie danach nach Bolivien, wo sie im Hochland zum Einsatz kam. „Vom Süden lernen“ ist ein Blickwinkel, der sich durch viele Bildungsangebote des Glücksburger Zentrums zieht, dessen Gründungsverein artefact (Appropriate rural technologies Flensburg alternative cooperation team) vor 30 Jahren u. a. von zurückgekehrten Entwicklungshelfer*innen gegründet wurde und damit auch zur Gründung der heutigen Europa-Universität Flensburg beitrug.

Ungewöhnliche Wege und Ideen werden im Film, wie in den Ausstellungsteilen, einbezogen und durch ihre Innovation und Originalität Aufmerksamkeit erzeugen: so wurden beim Bau des Zentrums vor 25 Jahren als Betoneinsparung und folgende Heizkostenreduktion etwa 100.000 leere, stark verkratzte Flensburger Bierflaschen kopfüber im Fussboden des Zentrums verbaut, um exemplarisch Arbeit zu schaffen statt Energieverbrauch zu erhöhen, Weiterverwertung von Mehrwegflaschen darzustellen und Wärmeeinsatz und Heizkosten durch die Isolierschicht aus Luft im Fußboden zu reduzieren. Erst danach kamen mit bundesweit steigenden Heizkosten Produkte wie Foamglas, isover massiv auf den Markt.

Die auf Jahrhunderte alten Erfahrungen aus Dänemark basierende Verwendung von Seegras im Dach- und Dämmbereich wurde experimentell beim artefact Gästehaus eingesetzt. Seit kurzem bieten Existenzgründer*innen in der Region entsprechende Dämmstoffe an.
Wer sind wir?
Die artefact gGmbH betreibt mit 10 hauptamtlichen Mitarbeiter*innen, 4 Freiwilligen + Förderverein das Zentrum für nachhaltige Entwicklung in Glücksburg an der Ostsee auf zwei Hektar Gelände:

• mit einem Gästehaus (42 Betten) in Lehmarchitektur mit eigener Strom- und Wärmeversorgung (Eurosolarpreis 1998) für eigene und Fremdbelegungen
• mit Deutschlands erstem Energieerlebnispark für Tourist*innen, Schulklassen und Gruppen
• mit Jugendbildungsangeboten, Projekttagen, dem Landeswettbewerb „Solarcup“
• mit dem Lerndienst „solivol“ in Ostafrika und für Ostafrikaner*innen in Schleswig-Holstein im Rahmen von „weltwärts“
• mit Erwachsenenbildungsangeboten, etwa als DGS Solarschule und maßgeschneiderten Fortbildungen für Fachgruppen aus dem In- und Ausland sowie dem Energiestrategiespiel „Changing the Game“
Laufzeit der Förderung
12 Monate
Höhe der Förderung
49 035,50 EUR
Video

der Solarcup auf Sendung bei 'Bingo'

Falls Sie das Video nicht abspielen können, klicken Sie hier, um das Video herunterzuladen.

Nachhaltigkeitsziele

  • SDG 11: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, wider­stands­fähig und nachhaltig gestalten
  • SDG 3: Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr wohlergehen fördern
  • SDG 4: Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten Lebenslangen Lernens für alle fördern
  • SDG 9: Eine widerstands­fähige Infrastruktur auf­bauen, breiten­wirksame und nach­haltige Industriali­sierung fördern und Innova­tionen unter­stützen