Bahnstadt – Nach dem Bauen kommt das Leben und Arbeiten im Passivhausstadtteil

Bild 1: B³ Bürgerzentrum Bahnstadt Bild 2: Wohnen in der Bahnstadt

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Baukultur, Wohnen und Nachhaltigkeit

Stadt Heidelberg Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie

69117 Heidelberg, Baden-Württemberg

www.heidelberg-bahnstadt.de

In der Bahnstadt in Heidelberg werden alle Gebäude in dem Energieeffizienzstandard "Passivhaus" errichtet. Die Stadt Heidelberg begleitet die Nutzer*innen und steigert mit ihnen zusammen das Passivhauserlebnis.

Worum geht es?
In Sachen Nachhaltigkeit verfolgt die Bahnstadt ein ehrgeiziges Konzept: Mit Heidelbergs jüngstem Stadtteil wächst die größte Passivhaus-Siedlung der Welt, ein ganzer Nullemissionsstadtteil heran. Alle Gebäude werden nach dem Energieeffizienz-Standard „Passivhaus“ errichtet. Der Energiebedarf bei dieser Bauweise liegt um 50 bis 80 Prozent niedriger als in herkömmlichen Wohngebäuden. Gleichzeitig wird der restliche Energiebedarf des Stadtteils aus dem nahegelegenen Holzheizkraftwerk CO2-neutral erzeugt. Ein Regenwassernutzungskonzept, Dachbegrünung, Bodenmanagement und Klimaanpassungsstrategien sind umgesetzt. Für Fauna und Flora wurden Ausgleichsflächen insbesondere für Mauereidechsen und Insekten angelegt, die auch der Naherholung dienen. Im Stadtteil gibt es eine sehr gute ÖPNV-Anbindung, ein ausgedehntes Radwegenetz, Carsharingplätze, Kindergärten, Einkaufsmöglichkeiten (Bioladen), Restaurants, Hotels etc.

Nach der Fertigstellung der Gebäude ist der Einfluss der Stadt jedoch gering, so kann kein Eigentümer dazu verpflichtet werden seine Raumtemperatur auf 20°C zu begrenzen, die Heizkreispumpen bei Nichtbedarf abzuschalten oder Luftfilter bei Verschmutzung zu wechseln. In einem weiterführenden Monitoring werden Unterschiede einzelner Baufelder und Gebäude analysiert, um Optimierungsschritte zu erkennen und umzusetzen. Dabei sind die richtigen Partner einzubinden, also zum Beispiel Vertreter*innen der Wohneigentümergemeinschaften aber auch der Verwaltungen sowie technische Planer bzw.- Wartungsfirmen, um Zugang zu Verbrauchszählern sowie technischen Anlagen und Revisionsunterlagen zu erhalten.

Fragen rund um das Thema sommerlicher Wärmeschutz, Lüftung, Betriebskostenabrechnungen usw. werden transparent aufgearbeitet. Gemeinsam mit der regionalen Energieagentur (KliBA) erfolgt die technische und organisatorische Umsetzung. Es werden diverse Begehungen der technischen Anlagen sowie Nutzerbefragungen stattfinden. Geplant sind darüber hinaus 2-3 öffentliche Sitzungen zur Vorstellung der Ergebnisse. Bei Bedarf wird Unterstützung in Sachen Betriebsoptimierung auch beim Passivhausinstitut eingeholt.
Was sind unsere Ziele?
Ziel des Projekts ist es, gemeinsam mit den Nutzer*innen, den Verwalter*innen und Eigentümer*innen die subjektiven Eindrücke abzufragen, wie zum Beispiel, ob es zu warm oder zu kalt, bzw. die Luft zu trocken ist. Der Schwerpunkt liegt in der weiteren Reduzierung des Energieverbrauchs und der Betriebskosten für Strom und Wärme durch optimierte Einstellung der technischen Anlagen, wie z.B. Regler und in einer Klarstellung der Funktionsweise der Anlagen für alle Beteiligten. Für die Baufelder wurden unterschiedliche kostenrelevante Leistungskennzahlen (in Watt/m²) bei der Fernwärmversorgung festgestellt. Ziel soll es sein, die tatsächlich benötigte Leistung korrekt einzustellen und so zukünftig Einsparungen am Leistungspreis zu erzielen.

Hierzu werden die jeweiligen Eigentümergemeinschaften und Verwalter mit einbezogen. Meilensteine des Projekts sind die Durchführung von Begehungen in den Baufeldern und das Ausrichten von mehrerer Informationsveranstaltung für Eigentümer*innen, Mietende und Verwalter*innen.
Weitere Ziele sind:


  • für die Umsetzung der SDGs bei Bauen und Wohnen sensibilisieren
  • Partizipation und Motivation der Bewohner/innen
  • soziales Miteinander
  • Vorurteile gegenüber Passivhäusern beseitigen
  • Umgang der Bürger*innen mit der PH- Technik lernen
  • richtiges Verhalten im Sommer, um eine Überhitzung des Gebäudes zu vermeiden
  • sommerlichen Wärmeschutz richtig einsetzen
  • Lüftungsverhalten trainieren
  • Wohnkultur und Klimaanpassungsstrategien
  • Investor*innen und Bauverantworliche für die Umsetzung der SDGs gewinnen
Wer ist unsere Zielgruppe?
Erwachsene 19 – 69 Jahre,
Generation 70+,
Kinder/Jugendliche
Wie ist das Projekt lokal und regional verankert?
Mit diesem Projekt wird erstmalig in Kooperation mit Bewohner*innen einer ganzen Passivhaussiedlung und den Vertreter*innen des Stadtteilvereins das Leben in Passivhäusern analysiert. Um die Vorteile, die diese Bauweise für den Energieverbrauch und damit dem Klimaschutz bringt, voll auszunutzen, sind in der „Bedienung“ einige Unterschiede im Vergleich zu einem Haus in herkömmlicher Bauweise zu beachten. Gleichzeitig sind es aber die für „normale“ Gebäude üblichen Einstellungen von Heizkurven und Schaltzeiten, die beim Passivhaus stärker ins Gewicht fallen, da der Heizwärmeverbrauch extrem gering ist. Für die technische Begutachtung wird die Klimaschutzberatungsagentur Heidelberg (Kliba) eingebunden sowie ggf. weitere Fachleute. Nach dem Vorbild der Bahnstadt sollen auch die Konversionsflächen in Heidelberg entwickelt werden. Das Projekt ist bundesweit und europaweit übertragbar.
Worin liegt die Innovation unseres Projektes?
Das Bauen im Passivhausstandard ist in Heidelberg mit Verabschiedung der Energiekonzeption seit 2010 Standard. Über die Zeit hat sich aber gezeigt, dass die Effizienzsteigerung nicht allein mit der Festlegung des Energiestandards gewährt ist. Die Menschen, die in den Gebäuden leben, haben einen wesentlichen Anteil am Erfolg. Mit diesem Projekt geht die Stadt Heidelberg erstmalig auf die Bewohner*innen zu und erarbeitet mit ihnen zusammen die Bedienung eines Passivhauses. Dabei steht im Vordergrund, die Bewohner*innen nicht schulmeisterlich zu belehren, sondern mit ihnen die Optimierung der Nutzung der technischen Ausstattung zu erarbeiten. Neben der weiteren Effizienzsteigerung werden dadurch auch bestehende Vorurteile gegen das Leben im Passivhaus, wie Passivhäuser seien im Sommer extrem heiß, nachhaltig abgebaut.
Wer sind wir?
Stadtverwaltung, Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie der Stadt Heidelgberg. In der Abteilung „Energie“ sind sowohl das kommunale Energiemanagement als auch die Prozesse zum Masterplan 100% Klimaschutz angesiedelt. Mit 6,5 Stellen werden u. a. Energiekonzepte für Stadtentwicklungsprojekte wie zum Beispiel die Bahnstadt erarbeitet und umgesetzt.
Laufzeit der Förderung
12 Monate
Höhe der Förderung
46 106,50 EUR

Nachhaltigkeitsziele

  • SDG 11: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, wider­stands­fähig und nachhaltig gestalten
  • SDG 12: Nachhaltige Konsum- und Produktions­muster sicherstellen
  • SDG 13: Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen
  • SDG 7: Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern