König Karotte - Junges Festival 2020

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Kultur + Nachhaltigkeit = Heimat

Festival Alte Musik Knechtsteden

41539 Dormagen, Nordrhein-Westfalen

www.knechtsteden.com

Jacques Offenbachs vielschichtige Oper "König Karotte" ist der Ausgangspunkt für ein interdisziplinäres Musik-Projekt, bei dem rund 300 Grundschulkinder kreativ und interaktiv für Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Demokratie - eben die #tatenfuermorgen begeistert werden.

Worum geht es?
Nach „Beethoven#5“ im September 2018 und „The Fairy Queen“ im September 2019 wird im 1. Halbjahr 2020 mit Offenbachs Oper „König Karotte“ das Junge Festival in Zusammenarbeit mit der Biostation Neuss und der Christoph-Rensing-Grundschule im Dormagener Stadtteil Horrem weitergeführt.

„Le Roi Carotte“ ist eines der aufwendigsten und facettenreichsten Stücke des französischen Komponisten Jacques Offenbach. Die Polit-Satire, in der König Karotte und sein Gefolge aus Radieschen, Rüben und Roten Beten die Macht im fürstlichen Garten übernehmen, wurde vor fast 150 Jahren in Paris in politisch unruhigen Zeiten uraufgeführt und gewinnt aufgrund der gegenwärtigen politischen Entwicklungen eine ungeahnte Aktualität. Hier werden die SchülerInnen mit Themen wie Machtgier, Demokratieverständnis, Mitbestimmung, Diskussionskultur, Umgang mit anderen Ideen und Meinungen konfrontiert. Gleichzeitig tangiert der Stoff Bereiche wie Umweltschutz und Ernährung – Dinge, die nicht zuletzt durch die Jugendbewegung „Fridays for Future“ wieder ganz oben auf der Agenda angelangt sind. Musikalische Grundlage des Vermittlungsprojektes ist ein gekürztes Arrangement für Kammerorchester der im Original sechs Stunden dauernden Oper in Verbindung mit einer kurzweiligen Erzählung von Jörg Schade. Die kindgerechte Textversion bietet den SchülerInnen die Möglichkeit, gemeinsam mit ihren LehrerInnen die werkimmanenten Themenstränge zu entdecken und zusammen mit einer Theaterpädagogin einen ganz eigenen Zugang zu dem Werk zu erarbeiten. Dabei steht die Übertragung in die persönliche Lebenswelt im Mittelpunkt. Dies geschieht in wöchentlichen Modulen, einer Projektwoche und einem dauerhaften Gartenprojekt.

Modul 1: SZENISCHES ARBEITEN
Die Kinder erkunden in geführten Spaziergängen mit der Biostation-Neuss ihre Heimat. Ob Pflanzen am Wegesrand oder Vogelzwitschern am Bahndamm – mit Hilfe dieser Touren werden die Kinder für Ihre Alltagswelt sensibilisiert. Die gesammelten Erfahrungen fließen in szenische Workshops, Rollenspiele und einer Erzähl-Werkstatt. Hier entsteht im kreativem Austausch mit einer Theaterpädagogin ein neues, altersgerechtes Libretto zur Komposition von Offenbach.

Modul 2: MUSIKVERMITTLUNG
Offenbachs Komposition bietet einen Schatz an lautmalerischen Episoden. In regelmäßigen Abständen besuchen professionelle MusikerInnen die Schule und lernen gemeinsam mit den Kindern das Originalwerk kennen. Instrumente werden ausprobiert, Musik mit Alltagsgegenständen gemacht und die eigene Stimme eingesetzt. So imitieren die SchülerInnen beispielsweise mit Hilfe der Response-Technik die gehörte Musik und entwickeln einen musikalischen Gegenpol zum Original. Positiver Nebeneffekt: Zuhören und Achtsamkeit werden unterbewusst geschult.

Modul 3: SCHULGARTEN
Urban Gardening ist in aller Munde. Zusammen mit der Biostation Neuss und einem nahegelegenen Biobauernhof legen die SchülerInnen Hochbeete auf dem Schulhof an. In Teams werden die Beete eigenverantwortlich von der Aussaat bis zur Ernte betreut. Durch das Kennenlernen der verschiedenen Obst- und Gemüsesorten mit allen Sinnen, durch das Begreifen, Verarbeiten, Kochen und Schmecken entsteht eine persönliche Beziehung zu und ein Bewusstsein für den Konsum von Nahrungsmitteln. Bei einem Besuche auf dem Wochenmarkt und einem Biobauern erhalten alle Beteiligten spannende Einblicke in die professionellen Verwertungsketten und lernen den Wert von Obst und Gemüse zu schätzen.

Modul 4: WERKSTATT
Die SchülerInnen basteln mit einem Profi Kostüme, Requisiten und gestalten ein Bühnenbild zur Inszenierung. Ziel ist, nur Gegenstände und Materialien aus dem heimatlichen Quartier zu „recyceln“, zu denen die SchülerInnen auch einen direkten Bezug haben.

Die verschiedenen Module münden zum Projektabschluss in eine zentrale Aufführung vor großem Publikum, zu der neben Verwandten und Bekannten auch die Anwohner im Quartier eingeladen werden. Beim anschließenden Empfang werden Produkte aus dem eigenen Schulgarten verköstigt.
Was sind unsere Ziele?
2018 wurde der 1. Dormagener Sozialbericht veröffentlicht. Was bereits in breiten Bevölkerungsteilen jahrzentelang Konsens war, wurde nun auch wissenschaftlich untermauert. Der Stadtteil Dormagen-Horrem bildet in fast allen aufgeführten Kategorien von der Kaufkraft bis zum Bildungsniveau das Schlusslicht und gilt als sozialer Brennpunkt. Städtebaulich eingezwängt zwischen der Autobahn 57, einer Bundesstraße und einer der meist befahrenen Bahntrassen Deutschlands, findet sich hier der größte Mietwohnungsbestand der Stadt Dormagen, zumeist noch aus den 1960er Jahren. Zwar wird der Sanierungsstau nach und nach abgebaut, Angebote zur Verbesserung des sozialen Klimas sind bisher die Ausnahme. Seit zwei Jahren engagiert sich das Junge Festival sehr erfolgreich vor Ort. Dreh- und Angelpunkt ist die Christoph-Rensing-Grundschule, da sie sich wie eine Glocke über das Quartier legt und einen zentralen Knotenpunkt für die Familien vor Ort bildet. Zu den übergeordneten Zielen des Konzeptes gehört eine nachhaltige, positive Beeinflussung der sozialen Netzwerke vor Ort. So bilden Aufführungen immer wieder Plattformen zum gegenseitigen Austausch unter Eltern und Nachbarn, zugegeben ein nicht immer leichtes Unterfangen bei einer sehr heterogenen Bevölkerungsstruktur (alleine 125 verschiedene Nationalitäten). Quartierbewohner werden aktiv in einzelne Aktionen einbezogen (z.B. bei handwerklichen Hilfestellungen) und künstlerische Potenziale vor Ort genutzt. Gleichzeitig erhalten die beteiligten Kinder die Möglichkeit, im geschützten Raum persönliche Erfahrungen zu sammeln und Selbstbewusstsein zu stärken, was im oft bildungsfernen heimischen Umfeld kaum möglich ist. Katalysator und Bindeglied ist immer die Musik, da sich niemand vor ihrer Wirkung verschließen kann. Mit „König Karotte“ wird das erfolgreiche Konzept weiterentwickelt und um zusätzliche Ziele ergänzt. In dem dicht bebauten Siedlungsgebiet gibt es quasi keinen Kontakt zur Natur im eigentlichen Sinne. Folglich haben auch die Kinder, die diesen urbanen Raum meist nur selten verlassen, keinen wirklichen Bezug zu übergeordneten ökologischen Zusammenhängen. Hierfür soll ein Bewusstsein geschaffen werden. Dafür Messgrößen zu identifizieren ist schwierig, die Erfahrung hat aber gezeigt, dass innerhalb der bisherigen Projekte zahlreiche AHA-Erlebnisse zu Stande kamen. Im engen Austausch mit den beteiligten Lehrkräften und Dozenten wird das Projekt ständig evaluiert und gegebenenfalls Kurskorrekturen vorgenommen.
Wer ist unsere Zielgruppe?
Kinder/Jugendliche,
Migranten,
regionale Akteure
Wie ist das Projekt lokal und regional verankert?
Nach anfänglicher Skepsis gegenüber dem Jungen Festival hat sich mit der Durchführung des Pilotprojektes im September 2018 die Stimmung um 180 Grad gedreht. Seitdem wird das Vorhaben begeistert aufgenommen und von einem breiten Rückhalt in der Bevölkerung gestützt. Die RheinEnergieStiftung Kultur und der Verfügungsfond Soziale Stadt Dormagen sind von Anfang an als Partner mit dabei. Sowohl die politischen Akteure auf lokaler Ebene als auch das Ministerium für Wissenschaft und Kultur NRW auf Landesebene begrüßen das Engagement in dem sozialen Brennpunkt. Oberste Priorität bei der Projektentwicklung und -durchführung hat die Einbeziehung der Quartierbewohner in allen Phasen. Dies führt zu einer Identifikation mit dem Vorhaben und dient der Verstetigung des WIR-Gefühls. Durch den Schulterschluss mit der Biostation werden zusätzliche Impulse erwartet, die dabei helfen, neue Interessenten zu erreichen. Die beteiligten Kinder wirken als Multiplikatoren in die Familien hinein. Begeisterte Besucher erzählen von den Projekten. Auch wenn das Junge Festival zuletzt eine sehr gute, auch überregionale Medienpräsenz als Leuchtturmprojekt genießt, sind die festivaleigenen Werbeaktionen stark auf das Quartier konzentriert. Grund hierfür ist, dass primär die Bevölkerung vor Ort erreicht und zur Teilhabe motiviert werden soll. So werden neben Anzeigenschaltungen und redaktionellen Berichten in den kostenlosen Wochenzeitungen (Abonnenten von Tageszeitungen gibt es in dem Quartier nur wenige) auch eine umfangreiche Plakatkampagne samt Flyerverteilung im öffentlichen Raum unmittelbar vor der Abschlussveranstaltung umgesetzt. Auf der eigenen Website unter www.junges-festival.de werden regelmäßige Updates veröffentlicht. Hier gibt es neben Einblicken in den Projektfortschritt auch einen kleinen Guide für den ersten Konzertbesuch. So sollen Hemmschwellen und Zugangsbarrieren von Anfang an verhindert werden. Redaktionell begleitet wird der gesamte Prozess von der Lokalredaktion der Neuss-Grevenbroicher-Zeitung sowie durch Social-Media-Aktionen auf den Accounts der Projektpartner. Geplant ist auch eine Videodokumentation mit Interviews zu einzelnen Meilensteinen.
Worin liegt die Innovation unseres Projektes?
Oft Jahrhunderte alte Werke für junge Zuhörer im Rahmen von Vermittlungsprojekten zeitgemäß zu präsentieren ist glücklicherweise kein Novum mehr. Hier gibt es bereits einen umfangreichen Erfahrungsschatz, auf den auch das Festival Alte Musik Knechtsteden zurückgreifen kann. Ein musikalisches Werk nun allerdings so aufzubrechen, dass sich daraus zwangsläufig eine tiefe Auseinandersetzung mit dem Thema Umwelt und Natur ergibt, scheint hingegen Neuland zu sein. Expertise in diesem Bereich, auch in der ökologischen Nachwuchsförderung, bringt die Biostation Neuss ein. Dieser Brückenschlag zwischen Kultur und Natur auf der einen Seite, aber auch die Verlagerung des Opernstoffs aus dem 19. Jahrhundert in den Lebensalltag bzw. die Heimat von Kindern im hier und jetzt bilden den Reiz dieses Projektes.
Die Konzeption provoziert dabei gezielt viele Querverbindungen zwischen den einzelnen Polen und ermöglicht neue Blickwinkel auf vermeintlich bekannte Dinge. Sei es die Bewusstseinsschärfung für die eigene Lebensumwelt oder eine neue Wertschätzung gegenüber natürlichen Ressourcen und Lebensmitteln. Auch das Gemeinschaftserlebnis in Zeiten der persönlichen Isolation, das gemeinsame Erreichen eines Ziels birgt eine Vielzahl von Trainingsmöglichkeiten für soziale Kompetenzen. Dormagen-Horrem soll nicht als sozialer Brennpunkt wahrgenommen werden. Vielmehr muss der kulturelle Reichtum, der in der Diversität vor Ort begründet ist, mehr ins Bewusstsein rücken. König Karotte bietet genau hierfür einen reichen Schatz an Ausdrucksmöglichkeiten.
Wer sind wir?
1992 von Hermann Max im rheinischen Dormagen ins Leben gerufen, verwandelt das Festival Alte Musik Knechtsteden alljährlich in der zweiten Septemberhälfte die romanische Klosteranlage in Knechtsteden in eine Bühne von internationalem Rang. Die Idee, Alte Musik in einer der Gegenwart angemessenen Art zu präsentieren macht das Festival mit seinen verschiedenen Formaten zum Experimentierfeld und Impulsgeber zugleich. Dies alles entsteht jedes Jahr aufs Neue aus dem Zusammenspiel von bürgerlichem Engagement, sowie der eindrucksvollen Unterstützung von Unternehmen und öffentlicher Hand. 2005 wurde eine eigene Musikvermittlungssparte gegründet, die mittlerweile unter dem Namen „Junges Festival“ ganzjährig im Dormagener Stadtteil Horrem verankert ist. Getragen wird das Festival von einem gemeinnützigen Verein. Neben einem hauptamtlichen Geschäftsführer besteht das Team aus freien MitarbeiterInnen im Bereich PR und Musikvermittlung sowie einem Stamm von rund 50 ehrenamtlichen HelferInnen.
Laufzeit der Förderung
6 Monate
Höhe der Förderung
20 500,00 EUR

Nachhaltigkeitsziele

  • SDG 11: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, wider­stands­fähig und nachhaltig gestalten
  • SDG 17: Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen
  • SDG 4: Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten Lebenslangen Lernens für alle fördern